bittere alltägliche Komödie über übliche Menschen
Seit dem Tod des Doktors Tschechow werden bald 110 Jahre vergehen und im Theater in der Lidicka Straße wurde sein Onkel Wanja (ein von vier grundlegenden Dramen, die er schrieb) mehr als fünfzig Jahre nicht aufgeführt.
Die Handlung spielt in einem abgelegenen Landgut, wohin der pensionierte Professor Serebrajkow mit seiner jungen und wunderschönen Frau Jelena kommt. Auf dem Gut leben Iwan Wojnizkij – Onkel Wanja, der Schwager des Professors aus der ersten Ehe, und Sonja, die Tochter von Serebrajkow aus der ersten Ehe. Mit dem Besuch der Honorationen aus der Stadt wird das übliche Leben auf dem Gut auf den Kopf gestellt. Man frühstückt am Mittag, zum Mittagessen isst man am Abend. Die Frauen trinken, singen und weinen über verpasste Möglichkeiten. Die Männer trinken, singen und weinen über verpasste Möglichkeiten noch viel mehr. Und inzwischen verfault die Ernte. Serebrjakow war früher ein Idol von Wanja; er glaubte in ihre Fähigkeiten und jahrelang rackerte er sich für ihn gern ab und verzichtete auf seine eigenen Ambitionen. Jetzt zeigt sich doch, dass der Professor nur arrogante Null und egoistischer Parasit ist. Wanja hat kein Grund mehr zu leben. Er liebt Jelena, aber Jelena kokettiert mit dem Doktor Astrow, doch Astrow wird von Sonja geliebt; der durch die Profession des Landesarztes vernichtete Astrow liebt Wodka und sehnt, sich Jelena zu bemächtigen, doch Jelena gehört dem Professor und der Professor möchte das Gut, das ihm nicht gehört, am liebsten verkaufen, damit er, versorgt, überall anders als hier leben könnte. Und so nimmt der „verärgerte gute Mann“ Wanja einen Revolver in die Hand, um… Na, Kampf von Leidenschaften, Selbstbetrügen, zerschlagenen Illusionen, unerfüllten Hoffnungen und nicht erwiderten Lieben: ein äußerst effektvolles zeitloses Bild einer Lebensweise der Gattung Homo Sapiens. Dieses Stück voll von Humor und Trauer wurde vom Doktor Tschechow vor einhundert zwanzig Jahren geschrieben, aber die Quälerei, Peinlichkeit und Lächerlichkeit a la Tschechow sind uns gar nicht fremd.