PAVEL FIEBER STAUBTE „DIE LUSTIGE WITWE“ AB,...
Artur H. Maute 8. März 2004 zdroj Onpra
PAVEL FIEBER STAUBTE „DIE LUSTIGE WITWE“ AB, ER LIEß JEDOCH DIE URSPRÜNGLICHE PATINA DER OPER „DIE LUSTIGE WITWE“ DES STADTTHEATERS BRNO UNVERÄNDERT
„Die Statue, die den Witterungsbedingungen ausgesetzt ist, bekommt dank den chemischen oder korrosiven Einflüssen eine einzigartige, oft sehr attraktive Oberfläche.“ Das können wir mindestens in der Enzyklopädie Wikipedia lesen. Die Operetten sind solche Statuen, denn sie durch korrosive, ganze Jahrzehnte dauernde Einflüsse eine Veredelungspatina bekamen, aber wie die Jahre vergingen, wurden sie in die Ecke weggelegt und vom Staub bedeckt. Der, wem es gelingt, diesen Schmutz aus dem Werk vorsichtig abzuwischen, kann in vielen Fällen eine wunderschön erhaltene Oberfläche teilweise enthüllen. Aber wer versucht, mit dem Staub auch die Patina gewaltsam abzuwischen, kann das Kunstwerk so beschädigen, dass der entstandene Schaden nicht mehr beseitigt werden kann. Nur seltenen gegenwärtigen Restauratoren gelingt es, die Qualität der Operette in der richtigen Richtung vorzuschieben.
In Brno gelang es zweifellos dank dem Regisseur Pavel Fieber und die sehr berühmte Operette von Franz Lehár „Die lustige Witwe“ erblickte wieder und ohne Schaden das Licht der Welt. Die Fiebers Bearbeitung, die Rollen und die Handlung wurden ernst genommen und so entstand die Inszenierung, die zweifellos die glaubwürdig wirkenden Gestalten an die Szene bringt. Diese stellen den Gipfel der Schauspielkunst und nicht nur gewisse singende Karikaturen dar, die in den heutigen Tagen oft in der Mode stehen und die auf den Ruinen der beliebten Operette der Vergangenheit komponiert sind.
Zu Hilfe kommen auch die – abgesehen von den ziemlich unglücklich angezogenen Tänzerinnen – gelungenen, von Andrea Kučerová vorgeschlagenen Kostüme, die helfen bei, den wiederbelebten Zauber der Operette an die Zuschauer zu bringen. Auf der Bühne dominiert eine gigantische Krinoline, die oben in ein knappes Leibchen überkommt. Diese riesige Kleidung, die im ersten Akt über der Bühne wie ein grotesker Baldachin schwebet, erfüllt in den anderen Akten, offen oder im geheimen, eine ganze Reihe von Rollen, die eher einen dekorativen Charakter haben. Zum Beispiel im zweiten Akt verwundern wir uns, dass die riesige Kleidung, die die Rolle einer Zelt erfüllt, gleichzeitig nicht wie ein Lusthäuschen für das Liebpaar benutzt ist. Statt dessen Rosillon und Valencienne gehen durch und aus den unklaren Gründen im Bühnenhintergrund verschwinden. Beide Seiten der Bühne sind von den angedeuteten Gemälden dekoriert, die, was ihr Genre betrifft, vielleicht zu einer kuriosen Mischung von Expressionismus, Belle Époque oder Dada nahekommen, und die einen wunderbaren, fast surrealistischen Gegensatz zu der erwähnten Krinoline bilden.
Unter der Leitung von Caspar Richter führt das Orchester des Stadttheaters Brno die unsterblichen Melodien in einer hinreißenden Weise vor. Insbesondere erfolgreich ist Richter in der Erhaltung des akustischen Gleichgewichts zwischen den Sängern auf der Bühne und den lauten Tonen, die aus dem Orchestergraben zu hören sind. Zum Abschluss ist festzustellen, dass der erste Schritt des Stadttheaters Brno vom Schauspiel und Musical zur Operette uns erhoffen lässt, dass wir andere interessante Inszenierungen dieses Genres sehen werden. Für Stanislav Moša halten wir den Daumen, damit er uns weitere Abendteuer aus diesem Zauberland vorstellen kann.