SPATZ UND ENGEL – KAMMERDRAMA ÜBER DIE BEZIEHUNG VON EDITH PIAF UND MARLENE DIETRICH
Kateřina Šebelová 25. November 2015 zdroj www.epochtimes.cz
(…) Die aktuelle Inszenierung Spatz und Engel beschäftigt sich außer den realen Lebensmomenten beider Protagonisten vor allem mit ihrer Freundschaft seit dem Moment ihres ersten Treffens bis zum Tod von Edith Piaf, bzw. von Marlene Dietrich. (…). Diese Kammerinszenierung ist für sechs Schauspieler geschrieben. Es ist doch zu erwähnen, dass nur zwei Rollen hier die erste Geige spielen – Spatz (Piaf) und Engel (Dietrich). Die anderen Schauspieler (ohne die es doch nicht funktionieren würde) untermalen nur den Hintergrund für die zwei Protagonistinnen. Als Edith Piaf brilliert Markéta Sedláčková, die sich in die Rolle der französischen Chansonnierin völlig legte und Piaf präzis bis zum letzten Detail darstellt. Bei ihrem Lied Mon Dieu läuft kalt über den Rücken. Sedláčková weiß alle Lagen ihrer Gestalt perfekt zu verkaufen. Ihrer Piaf fehlen die Seele eines Kindes, der Charakter eines Stars aus der Straße oder einer durch Schicksal verfolgten Frau nicht. Piaf von Markéta Sedláčková ist spielerisch, die Emotionen strahlen aus ihr und trotzdem bleibt sie, wie sie ist. Auch trotz einigen von der berühmten Edith übernommenen Gesten versucht sie nicht, ihre Vorlage gewaltsam zu kopieren. Anders ist Ivana Vaňková, die den kalten, deutschen Star der Filmleinwand Marlene Dietrich darstellt. Bekannt durch ihren kalten Zauber, mit dem sie Männer sowie Frauen zu bezaubern wusste, ist sie hier in ihrer eiskalten Vollkommenheit dargestellt. An Marlene in der Darstellung von Ivana Vaňková fehlen weiblicher Charme und Anmut sowie gewisser praktischer Aspekt nicht, mit dem sie sich der in der Welt des normalen sowie künstlerischen Lebens verlorenen Edith widmet. Ihre verführerische, mütterliche sowie freundliche Marlene passt ihr sehr gut sowie auch ihre gut geschnittene Kostüme (…)
SPATZ UND ENGEL, ZWEI GEGENSÄTZE
Vratislav Mlčoch 16. November 2015 zdroj www.babocka.vram.cz
Zwei Stunden einer wunderschönen Vorstellung mit Liedern, die nie alt werden und vom Publikum immer geliebt sind, das ist die neue Vorstellung des Stadttheaters Brno über Edith Piaf und Marlene Dietrich, die auf der Schauspielbühne aufgeführt wird. Es ist doch kein Schauspiel, eher ein Musical, weil es hier vor allem darum geht, alle wunderschönen Lieder beider legendären Sängerinnen des 20. Jahrhunderts auf die Bühne wieder zu bringen, und zwar um ergreifende Geschichte über Freundschaft und gegenseitige Liebe zweier Frauen ergänzt. (…) Edith war toll, Markéta Sedláčková empfand die Rolle nach und noch mehr empfand sie ihre schönsten Lieder nach, natürlich vor allem Mylord und Je ne regrette rien. Ihr Gesang hob die Zuschauer aus den Sesseln und zwang sie im Rhythmus zu applaudieren. Marlene in der Darbietung von Ivana Vaňková ergriff dann alle mit ihren melodramatischen Liedern. (…) Die Musikanten sowie die Schaupilerinnen übertrafen sich selbst und dank den erfinderisch schönen Arrangements von Karel Cón setzten sie den Liedern die Krone auf. (…).
WENN DER SPATZ DEN ENGEL LIEBT
Luboš Mareček 11. November 2015 zdroj www.mestohudby.cz
(…) Obwohl hier Faktographie verwendet wird, handelt es sich um keine bloße historische Geschichte – Engel und Spatz ist vor allem eine gewisse dramatische Retro-Rückkehr zu alten Hits, die bisher weltweit bekannt sind. Der Zuschauer hat also die Gelegenheit, nicht nur biographische Musikdrama zu erleben, doch vor allem die Megahits wie z.B. La vie en rose, Milord, Non, je ne regrette rien oder Sag mir, wo die Blumen sind zu genießen. (…) Bei der Premiere konnte ich Ivana Vaňková (Dietrich) und Markéta Sedláčková (Piaf) sehen. Auch wenn sie von der Kostümbildnerin in fast traue Repliken ihrer bekanntesten Kleider angezogen wurden, handelt es sich um keine Bildung von Klons dieser berühmten Künstlerinnen. Hier geht es vor allem um den Zusammenstoß von zwei Welten: des unauffälligen Aussehens der nicht pomphaften, animalischen Piaf und der behexenden Eleganz und Schönheit des Blauen Engels. Darum bemühen sich in der schauspielerischen Ebne vor allem die beiden genannten Schauspielerinnen anzubieten, die doch in ihrem Gesangausdruck nicht versuchen, die unerreichbaren Stimmen nachzuahmen. Vaňková setzt auf tieferen, dunkleren Stimmton, die vielmehr lautere Sedláčková gewinnt dann aus Expressivität und starken Empfindsamkeit ihrer Piaf-Chansons. Es ist zu sagen, dass es sich in den beiden Fällen um überzeugende und im Gesang sehr souveräne Leistungen handelt. Regisseur Igor Ondříček zwingt die Protagonistinnen nicht nachzuahmen, auch wenn Sedláčková ganz logisch die berühmten Gesten sowie die Stellung von Piaf ausnutzt, die gebückt und mit den auf ihren Hüften gelegten Handflächen singt. Auch die Musikarrangements von Karel Cón sind zu loben, der den Liedern ihre Musikpatine ließ, doch sie mit seinem Orchester nicht wie reine Musicalstücke spielt.
NEUES MUSCIAL ÜBER EDITH PIAF UND MARLENE DIETRICH IST VOR ALLEM EINE MUSIKFEIER
Peter Stoličný 10. November 2015 zdroj www.musical-opereta.cz
(…) Die Regie wählte mehrere klare Ausdrucksmittel. Alles steht auf zwei Interpretinnen, die anderen Gestalten, einschließlich der Bühnenumbauten, werden durch ein paar Schauspieler in vielen Verkleidungen, in vielen Rollen besorgt. So entsteht eine Illusion lebendiger, durch Gestalten gefüllter Umgebung, in der jene zwei dominieren: Spatz und Engel. (…) In der Darstellung von Markéta Sedláčková war es ein Geysir, Orkan in zerbrechlicher, sterblicher Hülle. Eine bewundernswerte Leistung, was Gesang sowie Schauspielkunst betrifft. Viele Bewunderung gehört auch an Ivana Vaňková als Marlene. Auch wenn ihre Gestalt wie ein „Engel“ geschrieben war und die positiven Gestalten meistens schwierig gespielt werden, war ihre Gestalt glaubhaft, aufrichtig sorgend und mit wunderschön empfindlicher Interpretierung gesungener Texte. (…)
SPATZ UND ENGEL: SEX, DROGEN UND CHANSONS
Magdaléna Baumannová 9. November 2015 zdroj www.mestohudby.cz
(…) Die Regiekonzeption für Brno wurde von Stanislav Moša vorbereitet, die Regie selbst ist dann das Werk von Igor Ondříček. Obwohl alle Dialoge und Monologe auf Tschechisch geführt sind, sind sämtliche Lieder in ihrer ursprünglichen Sprache zu hören, so dass beide Protagonistinnen auf Deutsch, Französisch und Englisch singen. (…). Wie die Freundschaft zwischen Marlene Dietrich und der um vierzehn Jahre jüngeren Edith Piaf begann, wohin sich ihre Grenzen verschoben und was alles die beiden Frauen miteinander erleben konnten - das ist die Haupthandlungslinie der ganzen Inszenierung. Markéta Sedláčková als Spatz Edith und Ivana Vaňková als ihr Schutzengel Marlen ließen zusammen ein intimes Drama voll von nostalgischen Liedern und stürmischen Gefühlen spielen, manchmal bis mit elektrisierender Anziehungskraft, die zwischen ihnen war. Markéta Sedláčková, subtile Frau mit kleiner Gestalt, die über volle Altstimme und nie endende Energie verfügt, war durchaus genauer Gegensatz der hohen und bedachten Ivana Vaňková. Die Besetzung dieser beiden Schauspielerinnen war passend, sie schien vor allem für Sedláčková geschrieben zu sein. Vaňková im Frackanzug und mit heller Perücke weckte den Eindruck einer bezaubernden, doch sehr strengen Frau, die sich ihrer Vorteile, Ruhms und Macht sehr gut bewusst ist. Dagegen Sedláčková in einfachem schwarzem Kleid war wie ein Unrast. Ihr klingendes Lachen wurde von scharfen Wörtern begleitet. Ihre Gesten erinnerten an ein ausgelassenes, heranwaschendes Mädchen, wenn sie gerade verliebt war, oder an eine verschmähte alte Frau, wenn sie sich in Alkohol und Drogensucht auflöste. Sie spielte empfindlich alle Seiten der Persönlichkeit, die sie darstellte. (..)