Ist Hélene froh?
23. Februar 2006 zdroj Echo
Seit seiner Entstehung endete Der Florentienerhut nie in der Versenkung. Er wird immer gespielt und füllt den Zuschauerraum mit Lotterlachen und Lustigkeit und bei den Zuschauern entwickelt er solche Assoziationen, welche zur Beurteilung ihrer aktuellen alltäglichen Probleme führen.
Das Stadttheater Brno führte Den Florentienerhut, wieder in einer gelungenen Einstudierung, Ende Januar auf. Das Verzeichnis von seinen Herstellern kann wie Sternverzeichnis bezeichnet sein.
Aus der Übersetzung von Jiří Voskovec und Jan Werich fühlen wir ihre typisch tschechische „Komödiantenweise“ und die Brünner Schauspieler manipulieren mit ihr voll, doch empfindlich. Der Regisseur Zdeněk Černín nutzte jeden komischen Moment des Spiels aus, er geriet doch nicht ins Geilheit.
Die interessanten Momente wurden von Jan Dušek zur Realisierung der Szene und Kostüme ausgenutzt. Das Bildwerk machte er durch die Motive von Alfons Mucha „mehr tschechisch“, und der Zuschauer kommt so in Paris in der Zeit des Jugendstils. Die Anerkennung gehört auch dem Autor der Musik, David Rotter. Schade nur, dass die gesungenen Parten nicht mehr ausgenutzt waren.
Vielleicht ist es nicht nötig, über die Handlung zu sprechen. Sagen wir lieber, dass die Rollen des Bräutigams Fadinard durch Martin Havelka, die von Felix durch Alan Novotný, Onkel Vézinet durch Erik Pardus, Soldat Emil durch Ján Jackuliak, Louise durch Jitka Čvančarová, Schwiegervater Nonancourt durch den konkurrenzlosen Zdeněk Junák, Braut Hélene durch Lenka Janíková dargestellt wurden. In den anderen Rollen arbeitete das bewährte Theaterkollektiv mit freudevollem Einsatz.
Der Florentienerhut in der Darbietung der Schauspieler aus Brno ist nicht nur eine brillante Komödie mit vielen Verwicklungen über das ewige Thema der Ehre, Ehe und Untreu, aber auch eine treffende Erfassung der Gefühle der Leute aus der Zeit, die in vielen Aspekten an die unsere erinnerte. Vieles hat sich ja nicht geädert! Geld, Betrüge, Korruption, Vorspielung, Lügen...
Deswegen ist Der Florentienerhut immer aktuell und zugkräftig.
Eine zu harte Nuss von Labich
Jaroslav Pokorný 13. Februar 2006 zdroj Scena.cz
Martin Havelka in der Hauptrolle des Bräutigams Fadinard enttäuschte wieder nicht und bestätigte wieder, dass er zu den Stützen des Brünner Ensembles gehört. Er wirkt sehr überzeugend, entspannt, er ist energisch und dabei behält sich beinahe aristokratische Noblesse bei. Komisches Talent von Erik Pardus (Onkel Vezinet) und Zdeněk Junák (Schwiegervater Nonancourt), ihre Vorliebe und Erfahrungen in diesem Genre lassen sich bestimmt nicht verleugnen. Ein Beispiel der sparsamen und dabei bis zum „Millimeter“ genauen Schauspielkunst, was Timing betrifft, ist dann Jiřina Prokšová als die Tante Jiřina. Überdies hinaus gelang es ihr, in einer ganz ausdrucklosen Rolle die Aufmerksamkeit der Zuschauer anzuziehen, ohne dabei die Köpfe ihrer Kollegen mit Füssen treten zu müssen, was heute leider nur wenig zu sehen ist. Wird es hier über kleine Rollen gesprochen, müssen wir auch den Diener Felix, beweglich gut begabten und auch mit Humor begabten Alan Novotný, erwähnen.
Zwei berühmte Komödien, ein einziger Sieg
Luboš Mareček 3. Februar 2006 zdroj MF Dnes
Auf der Bühne Qualitätsspaß zu machen, das ist nicht ein großer Ulk. Und ebenso ist es bekannt, dass gerade die Komödien von den Zuschauern aus dem Spielplan am liebsten gewählt werden. Die Saison in Brno, welche am Wochenende in ihre zweite Hälfte trat, bat zwei berühmte humorvolle Titel an: Figaros Hochzeit (1781) und Florentienerhut (1851). An die beiden weltbekannten Komödien gehört schon lange und mit Recht das banale pedantische Attribut unsterblich. Es gelang doch nicht, Figaros Hochzeit in Brno zum Leben zu erwecken.
Die berühmte Posse von Eugene Labich wird vom Regisseur Černín in der Übersetzung und Adaptierung des bekannten Theaterduos Voskovec und Werich in Szene gesetzt. Das Ensemble des Stadttheaters hat langjährige Erfahrungen mit diesem Genre, zu dem es wiederholt zurückkehrt. Übrigens, die berühmteste französische Salonkomödie Floh im Ohr wird auf dieser Bühne schon seit zehn Saisons und mit mehr als einhundertzwanzig Wiederaufführungen gespielt. Es entstand auch ihre Fernsehaufzeichnung.
Verrücktes Haschen nach dem Strohhut und nach der Rettung der Frauenehrsamkeit, welche eigentlich gar nicht ehrwürdig ist, wurde im Stadttheater in visuellen Nebel der Belle Epoque gesetzt. Der Hofmitarbeiter von Černín, Autor der Szene und Kostüme Jan Dušek, hüllte die Bühne nur mit Maschen in den Farben der französischen Trikolore um. Der süßliche Jugendstilnebel wird dank den prachtvollen Damenkostümen sowie Schauspielerplakaten von Alfons Mucha oder Zeitwerbungen auf die Süßigkeiten gesichert.
Ein großer Vorteil der Regie von Černín ist ein wirklich schnelles Tempo.
Es wird die Boulevardkomödie der besten Art gespielt und der mit Fernsehestraden stumpfsinnige Zuschauer verlangt eine gute Portion von Stößen und nicht gehörigen Bizzarheiten. Und er soll sie haben. Zum Beispiel in der bei den Zuschauern beliebten Darbietung von Erik Pardus, der als plumper Vezinent die Männer um sich küssen will. Zu demselben Typ des Humors gehört auch die züchtige Kontrolle des Gesäßes der jungen Braut, welche von etwas gestochen wurde. Zum Glück wandte Černín die anmutige Hochzeiterin mit ihrem Gesäß nicht zum Publikum.
Spontane Schauspielkreationen sind im Florentienerhut eine Delikatesse. Ausgezeichnet ist der Bräutigam von Martin Havelka, der beinahe heimtückisch mit den prekären Situationen spielt. Diese Heimtücke passt der Posse am besten. Zu vergessen sind nicht einmal die mondäne Baronin von Irena Konvalinová oder verwirrter Viktor Skála. Alle genannten kennen den Regisseur sowie ähnliche Texte schon genug gut. Diese künstlerischen Erfahrungen sind sicher zu sehen. Jedem, was ihm gehört.
Der Florentienerhut sitzt dem Stadttheater gut
Jan Šmikmátor 30. Januar 2006 zdroj Rovnost
Die Posse, in der die Damenkopfbedeckung aus Stroh die Hauptrolle spielt, hatte am Wochenende ihre Uraufführung im Stadttheater Brno. Das einhundertfünfzig Jahre alte Sitcom wurde dort von dem Regisseur Zdeněk Černín und dem Dramaturgen Ladislav Stýblo zum Leben erweckt.
Die Szene von Jan Dušek nutzt die Jugendstilmotive aus. Falls sich der Leser mit dem Wort Jugendstil die Plakate von Alfons Mucha verband, traf er ins Schwarze. Auch die Musik von David Rotter historisiert und das Schlusslied klingelt noch lange nach der Rückkehr aus dem Theater in Ohren. Die Schauspielleistungen erreichten bei der Samstagsuraufführung gutes Niveau, über den anderen standen die Darsteller der Hauptrollen. Namentlich Martin Havelka (Fadinard), Alan Novotný (Diener Felix), Lukáš Hejlík (Leutnant Emil), Eva Jedličková (Louisa) sowie Pavla Ptáčková (Hutmacherin Klara).
Die Dramaturgie des Stadttheaters setzte auf einen bewährten Titel und diese Wette, wie es scheint, lohnte sich aus.
Der Florentienerhut ist zu fressen
Karla Hofmannová 1. Dezember -1 zdroj Kam
Und deshalb ist er gefressen. Von einem Pferd. Die Besitzerin des Huts ist eine buhlerische Frau eines eifersüchtigen Ehemannes, die sich einen uniformierten Freund anschaffte. Der Besitzer des Pferdes ist ein verschuldeter Bräutigam eines reichen Dorfsgänschens, der am Tag ihrer Hochzeit von einer bizarren Suite der tölpelhaften Hochzeitsgäste und von der Geliebte verfolgt wird, welche noch nicht ahnt, dass sie nur ehemalige Geliebte ist. Um den Skandal zu vermeiden, sucht er in Paris einen ähnlich aussehenden Hut, was die Gelegenheit für viele Gags, für die bis zu ad absurdum gebrachte Situationskomik, für Missverständnisse, Zufälle und Irrtümer darstellt, von denen weitere peinliche Situationen abgeleitet werden, die zu lachen sind. Der Zuschauer ist ins Spiel auch faktisch eingezogen, weil die ständig laufende Suite von Hochzeitsgästen nicht nur auf der Bühne, sondern auch in der voll besetzten Reihe im Zuschauerraum läuft und dabei mit dem Publikum kommuniziert – lieb ist die alterungsbeständige Jiřina Prokšová als Tante Nonancourt. Martin Havelka in der Rolle des Bräutigams Fadinard versucht, reserviert Dekorm zu wahren und das Problem möglichst schnell zu lösen, was ihm Lukáš Hejlík als verrückter und eingebildeter Leutnant Emil erfolgreich verdirbt und gleichzeitig ihn ausgezeichnet ergänzt. Eine sympathische und lebendige Gestalt ist die Modistin Klara in der Darbietung von Pavla Ptáčková. Eva Jedličková in der Rolle der buhlerischen Luise, welche den Hut vermisst, hilft dabei mit dem Typ der hysterischen Operettenfrau. Ihr Ehemann in der Darbietung von Viktor Skála spielt mit dem Sinn für Details bis auf die Grenze des Möglichen und Zweckmäßigen (Szene mit Waschbecken und Wecker, dann mit Stuhl). Alan Novotný als Diener Felix ist in der Stellung eines Clowns, dessen Aufgabe ist, passive Opfer der weiteren Partner zu sein, woran er mit Lust die endgültige Form gibt. Erik Pardus bekam wieder die Gelegenheit, in der Komödie zu strahlen, diesmal als tauber, desto mehr kommunizierender Onkel Vezinet. Die Komik seiner Gestalt baute er auf seiner Leidenschaft zu küssen auf, welche er unversöhnlich bei den Männern appliziert. Das alles mit Nobelübertreibung und Eleganz, welche nicht einmal bei den Gelegenheiten zu schauspielerischen Extempora in laszive Grobheiten abgleitet. Die Regie von Zdeněk Černín liefert dazu keinen Raum, er hält die Schauspieler in Disziplin, die Vorstellung ist geschmeidig und ohne leere Stellen, es fehlen Pfiff und Einfälle nicht und die Schauspieler spielen mit Freude und Lust. Die angenehme Atmosphäre der Vorstellung wird von der Musik von David Rotter ausgezeichnet untermalt. Nur das gesungene Finale verschiebt das Spiel unlogisch und unnötig in eine andere Lage, in der Richtung der beliebten Musicals. Die Ausstattung von Jan Dušek ist witzig und einfach und dank ihrer geschmackvollen Farbeabstimmung ist sie den Augen angenehm. Die Ausnutzung von Plakaten von Alfons Mucha als der Dekoration des Salons evoziert die Pariser Atmosphäre, verschiebt doch die Handlung um fünfzig Jahre nach vorn. Es ist erstaunlich, wie es der primitiven Verwicklung in der einhundertfünfzig Jahre alten Komödie von Labich gelingt, auch die heutigen, mit Fernseher verwöhnten Zuschauer zu unterhalten. Aber sie gehört zu dieser Art der Unterhaltung. Es handelt sich um die Posse, die die normalen Leute parodiert, und nur deshalb konnte sie im zweiten Kaiserreich in Paris als auch im Jahre 1934 in Prag, in der Bearbeitung von J. Voskovec und J. Werich, erfolgreich sein. Von dieser Bearbeitung geht auch die gegenwärtige Inszenierung auf der Schauspielszene des Stadttheaters Brno aus. Sie erhebt den Anspruch nicht, etwas anders zu sein, als anspruchslose, geschmackvolle Unterhaltung zu sein. Und das gelingt ihr ohne Zweifel.