Dramatisierung eines Romans über Frauen, den Glauben und das Böse
Die Brünnerin Kateřina Tučková, Autorin unter anderem der Romane Gerta. Das deutsche Mädchen und Die Göttinnen von Žítková, gilt derzeit als eine der besten und meistgelesenen tschechischen Schriftstellerinnen. Auf ihren letzten Roman mit dem Titel Bílá Voda hatten die Leser volle zehn Jahre zu warten, in denen die Autorin sich durch Archive arbeitete und Schriftstücke studierte, mit Zeitzeugen sprach, zeitweise in einem Kloster lebte und auch eine komplizierte spirituelle Suche durchmachte, die ihr die Annäherung an ihre Figuren auch von innen her ermöglichte. Nach ihren eigenen Worten hat sie kein Buch so durchlebt wie dieses, für das sie mit dem Staatlichen Literaturpreis für das Jahr 2022 ausgezeichnet wurde.
Ein kleines, abgelegenes Dorf mit dem poetischen Namen Bílá Voda, versteckt im Schatten der Berge nahe der Grenze. Einst kamen hierher Scharen von Pilgern, um eine wundertätige Marienfigur um Hilfe zu bitten. Mehrere Jahrhunderte später kommt gerade in diesen Ort Lena Lagnerová, um sich hier vor ihrer Vergangenheit zu verstecken, welche sie fast in den Selbstmord getrieben hat. Anstelle des Klosters mit seiner zahlenstarken Ordensgemeinschaft findet sie hier jedoch nur einige wenige Ordensschwestern vor, an deren Spitze die eigenwillige Schwester Evarista steht. Diese kam nach Bílá Voda in der letzten Septembernacht des Jahres 1950, als das kommunistische Regime, verkörpert durch den dämonischen Pater Plojhar, im Rahmen der Aktion Ř alle Ordensschwestern in Internierungsklöster verschleppte. Die blutjunge Evarista sah sich damals vor die Wahl gestellt, entweder ins zivile Leben zurückzukehren oder zusammen mit den übrigen Schwestern deren ungewisses Schicksal zu teilen. Sie zögerte keinen Augenblick. Wie alle Schwestern hatte sie Zwangsarbeit zu leisten und musste im Zuchthaus der Kommunisten Erniedrigungen und sogar Folter ertragen, mit der man sie vom Glauben an Gott abbringen wollte. Was nicht gelang. Lena jedoch muss feststellen, dass Evaristas dramatische Geschichte damit gerade erst beginnt, und begreift bald, dass die Dämonen, welche die Schwestern von Bílá Voda einst heimsuchten, noch keineswegs verschwunden und darüber hinaus auch ein Teil ihres eigenen Schicksals sind. Lena geht den Schicksalen der Schwestern aus Bílá Voda weiter nach, dringt damit aber auch immer tiefer in ihr eigenes schmerzvolles Inneres ein …
Der Roman wie auch die Bühnenfassung bieten eine mitreißende Handlung, die durch wahre Begebenheiten inspiriert ist. Dabei wird nicht nur ein vergessenes Kapitel totalitärer Willkür wieder ans Tageslicht geholt, sondern auch die Frage der benachteiligten Stellung der Frauen in der Kirche und im Grunde in der gesamten Gesellschaft beleuchtet.
Bitte beachten Sie: Bei der Aufführung werden Tabakwaren verwendet.
In den öffentlichen Bereichen des Stadttheaters Brünn ist das Rauchen selbstverständlich verboten. Wenn Tabakwaren auf der Bühne im Rahmen einer vorgeschriebenen schauspielerischen Veranstaltung verwendet werden, handelt es sich um ein Kunstwerk, das den Schutz der Unverletzlichkeit nach dem Urheberrechtsgesetz genießt. Eine Zigarette gilt also als Requisite. Die Verwendung von Zigaretten, auch von elektronischen Zigaretten, in bereits aufgeführten Darbietungen wird als künstlerische Wirkung angesehen, die noch durch kein anderes Mittel ersetzt werden kann. Es geht nicht um das Rauchen von Zigaretten oder anderen Tabakerzeugnissen, sondern um die künstlerische Darstellung dieser Tätigkeit.
Das Stadttheater Brno bringt den neuesten Roman Kateřina Tučkovás in der Dramatisierung und unter der Regie von Dodo Gombár auf die Bühne, der dem Publikum unseres Theaters als ausgezeichneter Regisseur bekannt ist, auf dessen Konto auch weitere Adaptionen literarischer Vorlagen wie Die Göttinnen von Žítková gleichfalls aus der Feder von Kateřina Tučková (2017) oder Das verlorene Paradies nach John Milton (2020) gehen.