Ein klassisches Drama
Der größte amerikanische Schauspielautor des 20. Jahrhunderts, Arthur Miller, hat das Schatzkästchen der weltbesten Dramen gleich mit mehreren herausragenden Titeln bereichert. Das Publikum des Stadttheaters Brno kennt davon wenigstens Tod eines Handlungsreisenden und Hexenjagd. Nunmehr haben wir mit Ein Blick von der Brücke ein weiteres seiner großen menschlichen Dramen in unser Repertoire aufgenommen.
Der Hauptheld dieses Stücks ist Eddie Carbone, ein Hafenarbeiter im New Yorker Brooklyn der Fünfzigerjahre, Sohn italienischer Einwanderer. Eddie lebt in einem scheinbar zufriedenen Haushalt mit seiner Frau Beatrice und ihrer verwaisten Nichte Catherine, als er sich nach und nach in die heranwachsende Catherine zu verlieben beginnt. In diesem Moment ziehen bei ihm zwei weitere illegale italienische Einwanderer, Marco und Rodolfo, ein.
Zunächst heißt Eddie seine Cousins aus Sizilien im erträumten Land der Freiheit herzlich willkommen, doch endet das idyllische Zusammenleben schon bald. Der gutaussehende Rodolfo beginnt eine Beziehung mit Catherine, während Eddie langsam, aber sicher von einer unerträglichen Leidenschaft verzehrt wird, die er jedoch weder aussprechen noch in den Griff bekommen kann. Einer Leidenschaft, die ihn unerbittlich bis zu einem tragischen Ende treibt ...
Eddies Geschichte ist jedoch nicht nur die eines besessenen Einzelnen, sondern auch das Sittenbild einer Gemeinschaft mit strengen Regeln, wo „nicht alle Gesetze in Büchern stehen“, wie es Marco treffend ausdrückt. Und sie ist damit nicht die Tragödie einer außergewöhnlichen Einzelperson, sondern im Gegenteil eines ganz gewöhnlichen Menschen, die so intensiv jeden berührt, der einmal, und sei es nur kurz, in heimlicher Liebe zu jemand Unerreichbarem oder Unberührbarem entbrannt ist.
Dieses leidenschaftliche, zutiefst menschliche Drama eröffnet den Akteuren herausragende schauspielerische Möglichkeiten und bietet dem Publikum schon seit seiner Entstehung ein mitreißendes Theatererlebnis.