Die Hexen voll von Stars
Jiří Renč 3. November 2007 zdroj TV Magazín
Auch in Prag langte das berühmte Musical Die Hexen von Eastwick an. Die Filmversion des gleichnamigen Romans mit Jack Nicholson, Cher, Susan Sarandon und Michelle Pfeiffer wurde im Jahre 1987 vom amerikanischen Regisseur George Miller gedreht. Die Musicalversion für die tschechische Umgebung wurde von Stanislav Moša in Szene gesetzt und gegenwärtig handelt es sich um den aktuellsten Hit des Stadttheaters Brno. Damit nicht einmal die Prager Zuschauer um diesen Musikschmuckstück betrogen werden, werden wir diese zauberhafte Geschichte von Alexa (Bildhauerin), Jane (Lehrerin) und Sukie (Journalistin), deren Kraft in ihrer Schöpfungskraft und weiblicher Vollständigkeit besteht, und der dominanten männlichen Figur Darryl van Horn, Kenner von Leben und Frauen mit überirdischen Zügen und Fähigkeiten, in diesen Tagen auch im Theater Hybernia sehen.
In den Hauptrollen können wir eine Reihe von Schauspielern und Schauspielreinen sehen, die nicht nur aus den Bühnen der Prager und Brünner Theater sondern auch aus der Filmleinwand und Fernsehbildschirm bekannt sind. In der Rolle der stotternden Sukie wechseln also Hana Holišová (Velmi křehké vztahy), Alena Antalová (Četnické humoresky und Pojišťovna štěstí), Jitka Čvančarová (Ordinace v růžové zahradě) und Radka Coufalová-Vidlák ab. In der Rolle von Jane alternieren Markéta Sedláčková und Johana Gazdíková, in der Gestalt von Alex wechseln Ivana Vaňková (Četnické humoresky), Jana Musilová (Chansonierin und Moderatorin der Sendung der Tschechischen Television Sama doma) und Yvetta Blanarovičová (Pojišťovna štěstí) ab. Als Darryl van Horn können die Zuschauer Petr Gazdík, Martin Havelka und Petr Štěpán sehen, in der Rolle von Michael alternieren dann Dušan Vitázek und Jakub Uličník.
Die vor Professionalität strahlende Musicalszene
Vít Závodský 6. August 2007 zdroj Týdeník rozhlas
Obwohl wir die Musicaltitel schon ganz üblich auf verschiedenen Musicalszenen treffen, ist es keine Entdeckung, dass sich neben den in Prag ad hoc gebildeten Megaproduktionen das Stadttheater Brno in ein Autoren- und Interpretationszentrum dieser Produktion hinaufarbeitete. Verdienten Widerhall bekommt es nicht nur auf seinen heimischen Szenen, sondern auch zum Beispiel bei den Gastreisen in Prag oder bei zahlreichen Auslandsreisen. Es funktioniert auch sein paralleler Auslandsbetrieb und es werden nicht nur großzügige Schauspielerbewerbungen organisiert, sondern auch fremdsprachige „Vorpremieren“ von einigen, nachfolgend in Brno vorgestellten Einstudierungen, aufgeführt. Für besonders förderlich kann man die originelle Produktion halten, die sich auf die systematische Autoren-Regie-Zusammenarbeit des Direktors Stanislav Moša mit dem Kreis von heimischen Komponisten (Zdenek Merta, Petr Ulrych, Miloš Štědroň, Verband Střežený Parnass) stützt. Reiches, praktisch immer ausverkauftes Angebot des „Theaters, das spricht, tanzt und singt“ hat natürlich auch seine Qualitätsschwankungen, man muss doch ihm dramaturgische (aber auch diplomatische) Vorsehnung und Mut zu riskieren, Marketingunterstützung und insbesondere systematische Geltendmachung von harten Ansprüchen an die höchst mögliche Professionalität aller Bestandteilen der endgültigen Bühnensynthese lassen.
Den meisten von jenen erfolgreichen Titeln (aus den letzten zwei Saisons erinnern wir mindestens das auf der heimischen Szene aufgeführte Hair, Ein Garten voller Wunder, Nana, Wenn tausend Klarinetten, Jesus Christ Superstar oder Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat), die über die Ungleichartigkeit der Themen und nicht nur über bloße Rekreativität der ausgewählten Vorlagen zeugen, haben wir unsere Aufmerksamkeit nicht gewidmet. Wie eine kleine Rate dieser Schuld soll also flüchtige Information über neuerliche, außerordentlich gelungene Inszenierung dienen – tschechische Uraufführung der Londoner Musicalkomödie des Librettisten und Texters John Dempsey und des Komponisten Dana P. Rowe Die Hexen von Eastwick.
Drei vereinsamte Frauen in mittlerer Alter – Bildhauerin Alex, Musikerin Jane und Journalistin Sukie – kommen wegen ihrer gemeinsamen Beziehung zu dem teuflisch geheimnisvollen, charismatischen Einwanderer Darryl van Horn mit der engbrüstig prüderischen Umgebung einer amerikanischen Kleinstadt, der die Sittenrichterin Felicia Gabriel diktatorisch herrscht, in Konflikt.
Es gibt mehrere unterschiedliche Versionen dieser Grundgeschichte – von Updikes Roman (1984) über Millers „Starfilm“ (1987) bis zur Theaterversion. Das bewährte Team des Regisseurs Moša (ausgezeichneter Übersetzer Jiří Josek, Dramaturgin Pavlína Hoggard, Choreograf Igor Barberić, Dirigent Jiří Petrdlík, Bühnenbildner Jaroslav Milfajt) nimmt sie wie eine Konfrontation mit der träumerisch sorgenlosen Jugend und insbesondere wie einen riskanten, fantasievollen und wohltätigen Prozess der individuellen Emanzipation, des Suchens und Findens des selbstbewussten „Ich“ auf.
Zahlreiches, präzis und live spielendes Orchester, sängerische sowie bewegliche dynamische Auffassung der Massenszenen, Pointen von einzelnen Auftritten und Liedern, zuverlässige technische Tricke (pyrotechnische Effekte, funktionelles Schwimmbecken, „lebendiges“ Violoncello, Destruktion der Kirche, Fliegen der Protagonisten, usw.) und selbstverständlich geeignete Typenbesetzung in drei, sogar vier Alternationen – das alles trägt der Qualität der Inszenierung bei (es wurde schon auch ein CD herausgegeben), die im Kontext der Brünner „Musicalbrut“ zu den besten gehört.
Hexensabbat in Brno
Josef Herman 6. März 2007 zdroj Theaterzeitung
Das Musical Die Hexen von Eastwick (zum ersten mal im Theatre Royal Drury Lane in London am 18. Juli 2000) wurde vom Librettist John Dempsey und vom Komponist Dana P. Rowe wie nach einem Lehrbuch geschrieben. Schon jene brillante Eingangsszene, in der die Konturen der Umgebung flink bestimmt und die Karten an die Gegnerspieler verteilt werden! Auf ihrem Ende kommt ein Trumpfdaus – Teufel Darryl van Horne. Im berühmten Film von Georg Miller (1987) kommt der behexende Jack Nicholson im Auto und es dauert ihm im Regensturz eine lange Weile, in Brno taucht Martin Havelka einfach aus der Einschuböffnung auf, wie in einem Tingeltangel rot erleuchtet. Er spielt ein bisschen Nicholson, aber das stört nicht, weil es nicht von Schaden ist, Kontext zu erinnern, und dann Havelka kann es nicht schon deswegen übertreiben, weil das Musical sich grundsätzlich vom Film unterscheidet.
Das Musical hat es auch dadurch besser, dass es doch ein bisschen auf den originellen Roman von John Updike (1984) zurückkommt. Dieser weckte die Polemiken über Feminismus, dessen Bild drei Frauen an der Schwelle des mittleren Alters, von den Ehe- und Küchenpflichten enthoben, sind. Updike glossierte vergnügt die Frauenemanzipation wie eine der Revolutionen der endenden sechziger Jahre, von hier das Bild der Hexen in einer ein bisschen frechen Anspielung an die Hexenprozesse, wie drastische Erfahrung der amerikanischen Gesellschaft – erinnern wir Millers Spiel Die Hexen von Salem. Übrigens auch bei uns gibt es Hammer für die Hexen. Die Typologie dieser drei Frauen, Journalistin, Musikerin und Bildnerin (schon jene emanzipierte Professionen!) widerspricht der mittelständischen amerikanischen Kommunität. Von ihrer freisinnigen Genussucht, von der Ausnutzung der Männer nur zu jenem einzigen Zweck, von den gemeinsamen „Frauentreffen“ über Martini, Karten und Reden über Sex, war es nicht zu weit zu einer halbernsten und halbleichtfertigen Vorstellung eines Hexensabbats. In Updikes Roman vernichteten diese drei Gestalten sogar die Ehefrau des zukünftigen Filmteufels Darryl van Horne, einstweilen nur eines verkrachten, vor den Gläubigen laufenden Handelsmannes, der sich im versteckten Eastwick sein Selbstbewusstsein heilte, bevor er von den Gläubigen auch von hier ausgetrieben wurde. Erst die Filmer machten aus ihm einen Teufel und aus drei Hexen eher die Opfer seines Angriffs auf die andächtige Bürger, um den Grund zu haben, drastische Horroraufnahmen zu filmen, in denen die Frauen ihren Verführer mittels Schwarzmagie liquidieren. Es ist doch schwierig zu begreifen, warum sie es machten – sie hatten keinen besseren Grund als die wenig glaubwürdige Angst vor Verurteilung durch „anständige“ Gesellschaft, die sie überspitzt verachteten. Kein Wunder, dass der Schriftsteller mit der Filmbearbeitung des Romans wenig zufrieden war: Es ist ein Film, den ich nicht zweimal sehen möchte, aber ich hielt aus, bis zum Ende zu sitzen, weil ich nicht zustande war, mich zum Lesen des Drehbuchs zu erzwingen.
Die Musicalversion nahm zwar Darryl aus dem Film wie einen Teufel über, aber eher in der Ebene des „Geschlechtskrieges“, also des Themas des Romans von Updike. Er ist einfach ein charismatischer Kerl, der in jenem Krähwinkel noch nie erschien, endlich der richtige Partner und Gegner der emanzipierten Frauen. Und das er ein Teufel ist? In der Theatergeschichte waren schon tausende von solchen Höllenkindern zu sehen und nur wenige brauchten, dass ihre Existenz glaubwürdig begründet wäre. Grundsätzlich ist seine Initiations- und Organisationsrolle in der Geschichte. Dempsey mit Rowe vermieden also das thematische Problem des Films, aber sie führten ein anderes herbei, und zwar mit der Einführung von jungen Geliebten (er ist sogar der Sohn einer der Hexen), vor denen sich die Hexen für ihre Sünden schämen und Darryl auf gleiche Weise wie im Film austreiben, nur nicht so drastisch. Diese Zauberei ist ein bisschen naiv, was mit der Großzügigkeit von anderen Szenen im Kontrast steht.
Aus dem Film kam ins Musical auch die orthodoxe Moralistin Felicia, dort eher eine unschuldige Opfer der teuflischen Spielereien, hier die geschlagene örtliche Diktatorin der halsstarrigen Sitte. Zum Glück wurde die drastische Ausführung des Mords auf der Brünner Szene wieder zahm. Die anderen, durch den Film berühmten Hexenszenen konnten doch nicht fehlen, deren Realisierung sogar eine Bedingung für die Erteilung der Urheberrechte für das Musical ist. Im Brünner Theater führten schon manchen Tricke aus, aber so komplizierte Sachen lösten sie noch nicht. Auf einige reichte die übliche Theatertechnik, zum Beispiel Einschuböffnung, dank einem ziemlich einfachen Trick „ertrinkt“ der Ehemann von Felicia im Geschirrwachbecken. Eine mehr komplizierte, auch wenn nur mechanische Sache war der Verzug der Kirche, des Gebäudes in Bühnengröße. Alles wird von zwei Meisterstücken gekrönt: Verführung der Musikantin Jane erfolgt bei einem leidenschaftlichen Spielen auf das Violoncello (im Film auf die Musik des berühmten Violoncellokonzert h-moll von A. Dvořák!), das auf der Bühne lebendig wird, dreht sich und aufflammt, und endlich, wie auch in der berühmtesten Sequenz des Films, die Hexen fliegen frei in der Luft (damit beauftragten die Brünner ausländische Spezialisten).
Auch ohne dies alles würden die Geschichte, Texte und Musik Der Hexen von Eastwick zu dem Besten gehören, was im Musicalbereich im letzten Jahrzehnt auf dem Hintergrund der äußerlichen Attraktionen, historischen Großkitsche oder eines idyllischen Retrostils entstand. Als ob die Hexen in die goldene Zeit vor einem halben Jahrhundert zurückkehrten, wann das Musical sang, sprach und tanzte, um über Sachen zu reden und nicht um nur die Sinne zu betören. Es ist kein Zufall, Dempsey mit Rowe schrieben schon ähnliche Werke Zombie Prom (1995, über den Verhältnissen an einer amerikanischen Mittelschule, mit Horrorelementen) und The Fix (1997, Satire über politische Korruption). Endlich Musicals mit klugen Texten, voll von Pointen, Kontexten, Zusammenhängen!
Große Hilfe leistete dem Brünner Erfolg der Hexen auch Jiří Josek, und zwar mit seiner perfekt sprachlicher und musikalischer Übersetzung, sowie mit entsprechender sprachlicher und stilvoller Verspieltheit, mit der er in hiesige Umgebung die Bedeutungsnuancen der Geschichte und Situationen überträgt. Dass vielleicht keine der zahlreichen Pointen verloren ging, das ist der Regie von Stanislav Moša gutzuschreiben. Er braucht keine teuflischen Krücken, er kommt mit natürlichen, glaublichen Reaktionen der natürlichen, ein bisschen verrückten Menschen aus, aber solche sind alle, die sich selbst bleiben und die die Schwierigkeiten mit Musicalobersicht nehmen. Sehr gut tat dem Ergebnis die witzige Choreographie von Igor Barberić.
Perfekt abgestimmte, technisch komplizierte Company und präzises Orchester, das ist die Grundlage, auf der die Solisten, die genau nach ihrem Typ ausgewählt wurden, stehen (es ist schwierig zu schätzen, was damit die Alternierungen machen werden). Martin Havelka repräsentiert souverän die ein bisschen hochmütige, doch sympathisch fanfaronische Männlichkeit, er ist ein rauer sowie empfindlicher Kerl, dem die Welt sowie die Frauen alles verzeihen. Ivana Vaňková als Alexa, Markéta Sedláčková als Jane und Alena Antalová in der Gestalt von Sukie sind ansehnlich, wohl exzentrisch, sie begleiten frei ihre Gestalten durch flüchtige Zustände des Frauensinnes und der Frauenseele. Ihr Gesang ist famos! Nicht weniger perfekt ist Zuzana Maurery, noch dazu musste sie ihre Gestalt von Felicia in eine überspannte Groteske bringen. Ihren ergreifend wehrlosen Ehemann Clyde unter dem Pantoffel stellte Igor Ondříček dar.
Diese teuflische Geschichte wird in Brno eher wie eine Geschichte über den Bedarf gespielt, die Phantasie spazieren gehen zu lassen, Unsinne zu machen und in Träumerei zu versinken, bevor wir in die langweilige Realität wieder versinken. Es ist sicher besser, als über Feminismus zu diskutieren oder sich mit Geistergeschichten ängstigen. Die Hexen von Eastwick wurden eine der wesentlichsten Musicalinszenierungen des Stadttheaters, das scheint, gehörend und mit Recht selbstsicher zu sein.
Brünner Musical
Vladimír Čech 21. Februar 2007 zdroj Wirtschaftszeitung
Die Hexen zauberten einen Kerl herbei, es fehlt doch ein Hit
Während bei ähnlichen Produktionen das Orchester fehlt, in Brno drängen sich im Orchestergraben einige Dutzende Musikanten.
Das Stadttheater Brno wählte einen attraktiven Titel – in der tschechischen Premiere führte es das Musical Die Hexen von Eastwick auf. Der gleichnamige Roman von John Updike aus dem Jahre 1984 (im Tschechischen 1993) wurde dank dem amerikanischen Film mit Cher, Susan Sarandon, Michelle Pfeiffer und Jack Nicholson in den Hauptgestallten berühmt.
Die Musicalbearbeitung der Hexen des Autorentandems John Dempsey (Libretto und Liedertexte) und Dana P.Rowe (Musik) hatte ihre Weltpremiere im Londoner Theatre Royal Drury Lane im Jahre 2000. Der eigenartige Zug dieses Musicals ist die Tatsache, dass im Zentrum der Aufmerksamkeit nicht nur Lust und Leiden der jungen Helden, wie es bei den meisten Werken dieses Genres gewöhnlich ist, aber der Generation im mittlerer Alter steht.
Drei einsame Frauen, Bildhauerin Alexa, Musiklehrerin Jane und Lokalredakteurin Sukie, beginnen, sich auf ihren regelmäßigen Frauentreffen zu langweilen, und so kokettieren mit der Vorstellung, dass in ihr gesetztes Leben wieder ein Mann eintritt. Und es geschieht. Der rätselhaft dämonischer Darryl van Horne ist genau der, den die langsam verblühenden Damen brauchen, damit sie wieder lebendig werden und damit in ihnen ihre magischen Begabungen mit voller Intensität erwachen.
Die Hexen von Eastwick – haben sie Buch-, Film- oder Musicalform – sind die Feier des leidenschaftlichen Lebens.
Der Inszenierung, die der Regisseur Stanislav Moša in Szene setzte, ist nichts vorzuwerfen. Moša verstand sich ausgezeichnet mit dem Choreographen Igor Barberić, so dass die Inszenierung an die Einfälle nicht arm ist und in die Bewegung gehörig gesetzt ist und es fehlt hier nicht einmal ironisierende Obersicht.
Natürlich, im Musical zaubert man auch, die Hexen fliegen wirklich, der Bogen spielt von sich selbst das Violoncello, es züngeln Höllenflammen und die Antiheldin Felicia spuckt Obstkerne, Silberdollar oder Kerze. Der Bildner Jaroslav Milfajt gönnte Darryl eine wahrhaft pomphafte Residenz, in der nicht einmal ein Schwimmbecken fehlt.
Während in anderen Produktionen das Orchester in der Regel vom Playback oder nur von einigen Spielern ersetzt wird, die den Chamäleonklang der Synthesatoren ausnutzen, in Brno drängen sich im Orchestergraben einige Dutzende der gut zusammengespielten Instrumentalisten.
Rowes Musik schweift in die Sphären von Swing, Spiritual, Kuplette des mittleren Stroms und auch in andere Sphären ab, doch fehlt hier mindestens eine starke Melodie, die für einen Hit gehalten sein könnte. Die Hexen wussten den erträumten Kerl herbeizuzaubern, ein Evergreen vergaßen sie doch.
Die Hauptgestallten haben doppelte Besetzung, großenteils doch dreifache Besetzung. Für die Rolle von Felicia sind sogar vier Schauspielerinnen angemeldet. Bei der Uraufführung brillierten in den Rollen der Hexen Ivana Vaňková (Alexa), Markéta Sedláčková (Jane) und insbesondere Alena Antalová (Sukie) – einen Orkan der Begeisterung erweckte ihr virtuos gradierter Song Wie soll ich es sagen, in dem sich dank der Kraft der Liebesleidenschaft der ungeschickten Journalisten ihre Zunge löst.
Martin Havelka geht in seine Rolle von Darryl ganz auf, es ist nicht zu erstaunen, dass die Hexen auf ihn wirklich versessen sind. Die saftige Übersetzung von Jiří Josek vergaß nicht, die Gestalt von Darryl auch mit Kernausdrücken zu kolorieren, die doch von Havelka mit humorvoller Obersicht serviert sind.
Hexen in Brno: sexy Schau
Luboš Mareček 16. Februar 2007 zdroj MF DNES
Den Leuten, die über heimische Musicals (oft berechtigt) die Nase ziehen, werden Die Hexen von Eastwick in Brno den Wind aus den Segeln nehmen. Der Titel ist interessant, was die Musik betrifft, er hat eine einfallsreiche Story, ist unterhaltend, sondern nicht seicht.
Nur mit einer Verspätung von sechs Jahren kam das Stück der Amerikaner John Dempsey und Dana P. Rowe ins Tschechien. Dem Musical gingen der berühmte Roman von John Updike und dann der bekannte Film mit Jack Nicholson vorher. Auch in der Musicalverpackung handelt es sich um die Geschichte von drei Frauen mit Minderwertigkeitskomplexen. Der charismatische Verführer Darryl bringt das anmutige Trio ins Sexualleben zurück, wichtiger ist aber, dass er den Frauen ihr Selbstbewusstsein gibt. Im Musical ist er zwar ein höllisch gefühlloser Verführer, gegenüber dem Film ist er doch kein direkter Gesandter der Hölle. Sein teuflischer Einfluss sprudelt aus einer anderen Quelle. Darryl hat keine Komplexe, er missachtet die Banalität der Kleinstadt sowie ihre Pseudomoralität.
Mit dem Lob der tschechischen Bearbeitung Der Hexen von Eastwick kann man bei der Übersetzung von Jiří Josek beginnen, welche Schmiss nicht verliert. In einer auf diese Weise begonnen Story kann Darryl vor seiner Erniedrigung ruhig singen, dass es nötig ist, „ein Kerl mit Hoden“ zu sein. Zu weiteren Positiven der Vorstellung gehört die „Vollmusikeinstudierung“ von Jiří Petrdlík. Der Ton des Orchesters ist wunderschön voll, manchmal die Swingmusik bewegt nicht nur die Füße der Darsteller.
Der Regisseur Stanislav Moša ist sich bewusst, dass er mit dem Genre arbeitet, von dem man vor allem eine Show erwartet. Zum Glück deckt er das Publikum mit pyrotechnischen Effekten nur angemessen und betäubt nicht die Hauptidee des Werks, in dem nicht um eine unsterbliche Seele, sondern um ein freies Ich geht. Die erste Hälfte beendet er mit der für die Zuschauer attraktiven Levitation der Darstellerinnen, die sich zur Decke der Bühne schwingen. Die technischen Errungenschaften der Szene ermöglichen, auf der Bühne auch ein Schwimmbecken mit beinahe fünf Tonnen Wasser zu entdecken.
Den Gipfel werden die Uraufführungsleistungen der Hexen darstellen. Alena Antalová, Markéta Sedláčková und Ivana Vaňková sind erfahrene Musicalschauspielerinnen. Sein Höllenkind bewältigte auch Martin Havelka. Sein Hormongehetzte Darryl balanciert witzig zwischen der Lächerlichkeit der aufgeblasenen Maskulinität und Zwangzudringlichkeit eines Schürzenjägers. Der Star des Abends ist doch Zuzana Maurery als abscheuerregende Felicia, die ihren Ehemann und de facto das ganze Eastwick unter dem Pantoffel hält. Sie bewältigt mit Bravur auch die Parten, die zu den schwierigsten gehören.
Moša schuf nicht nur eine verzierte Musikkomödie. Alle Inszenierungskomponenten liegen bewundernswert aufeinander an und ergänzen sich. Das neue Musical in Brno stellt das moderne Musiktheater im besten Sinne des Wortes dar. Ein gut geschriebenes und realisiertes Musical kann intelligente Unterhaltung sein. Und darüber hinaus wirklich eine „sexy Schau“.
Die Hexen von Eastwick
David Kroča 1. Dezember -1 zdroj Tschechischer Rundfunk 3, Vltava
Das Musical Die Hexen von Eastwick wird vom Stadttheater Brno erst sechs Jahre nach seiner Weltpremiere in London aufgeführt. Dieser Husarenstreich wird sich der Szene in Lidická Straße wahrscheinlich lohnen, weil die Musicalversion des erfolgreichen Romans und Films hinter ihren Vorlagen keineswegs zurückbleibt. Die grundlegende Handlungslinie wird von der Geschichte von drei bedrückten Frauen im mittleren Alter gebildet, die bisher vergeblich nach einer Aufregung inmitten der kleinen Stadt sehnen. Ihre versteckten Sehnsüchte werden mit der Ankunft des teuflischen Darryl erfüllt, der nicht nur alle drei Freundinnen verführt sondern sie lernt, das Leben auch voll zu leben.
In der Musicalbearbeitung, im Unterschied zu beiden Vorlagen, sind weder die Horrorszenen noch die existenzialen Faustmotiven dominant. Der Regisseur Stanislav Moša inszeniert Die Hexen von Eastwick wie eine Musicalkomödie, in der der Zuschauer zwar vom schwarzen Humor verschüchtert wird, aber es wird hier nichts Schicksalhaftes gelöst. Aus dem proklamierten Labyrinth der Themen tritt ausdrücklicher die Idee des wieder erworbenen Selbstbewusstseins, dessen Träger der verführerische Darryl ist. Die Bildhauerin Alexa lehrt er leidenschaftlich zu schaffen, die Violoncellistin Jane weiht er in die Geheimnisse der Musik ein und in der stotternden Journalistin Sukie weckt er die Fähigkeit, hemmungslos zu sprechen.
In seiner Hexenwirkung auf die Bewohnerinnen von Eastwick helfen dem Protagonisten auch die szenischen und magischen Effekte. Der Bildner der Szene Jaroslav Milfajt schuf das magische Interieur des pomphaften Sitzes von Darryl mit geräumiger Treppe und funktionellem Schwimmbad, aber die Zuschauer können auch von einem Violoncello, die selbst den Bogen zieht oder vom wirklichen Fliegen der Hexen über der Bühne überrascht sein.
Die Choreographie von Igor Barberić ist dadurch sympathisch, wie sie den klassischen Chortanz der Musicalproduktionen ironisiert: am besten wahrscheinlich in der Szene, wann die anscheinend anständige Bürger der Stadt unter der Leitung der ungebetenen Moralschützerin Felicia ihre schmutzige Wäsche bildlich und auch real waschen.
Der Erfolg der Inszenierung ist vor allem von der Starbesetzung der Hauptgestalten gesichert, die in der Regel drei Alternierungen haben. In der Vorstellung, die ich besuchte, dominierte deutlich Yvetta Blanarovičová in der Rolle der schwarzhaarigen Bildhauerin Alexandra. Die Verwandlung der gelangweilten Mutter eines erwachsenen Sohns in die attraktive Dame bewältige sie mit schauspielerischer Leichtigkeit und Unmittelbarkeit. Sehr erfolgreich sekundierten ihr in Liedernummern sowie in schauspielerischen Auftritten Markéta Sedláčková als die Musikantin Jane und Radka Coufalová-Vidlák in der Rolle der zerstreuten Journalistin Sukie. Coufalová fesselte auch mit ihrer hinreißenden Interpretation des Lieds Wie soll ich es sagen, nach dem sie vom Publikum verdienterweise mit Huldigung belohnt wurde.
In der Rolle des teuflischen Darryl alternieren Petr Gazdík, Petr Štěpán und Martin Havelka. Bei den Auftritten des souveränen Petr Štěpán möchte ich seine Selbstironie schätzen, mit der er die Figur des charismatischen Frauenjägers darstellte, für den die Verführung seine hoheitliche Berufung ist.
Einen unerwarteten Eindruck bei den Zuschauern lässt ohne Zweifel die bei uns bisher noch nicht bekannte Musik, die in Brno von einem mehr als dreißigköpfigen Orchester unter Leitung des Dirigenten Jiří Petrdlík gespielt wird. Im Musical wechseln unterschiedliche Genres, vom klassischen Swing bis zu den Spirituals und es bietet auch eine Reihe von anspruchsvollen Songs, die während der Vorstellung perfekt funktionieren. Nach ihrem Ende werden sie sie aber nicht in sich hinein brummeln. Kurz und gut, eine einfach merkbare Melodie in Den Hexen von Eastwick fehlt. Und vielleicht das ist die Basis ihrer Ausschließlichkeit: es geht um kein schematisches Musical, das mit seiner magischer Atmosphäre gerade jetzt und hier wirkt.
Einladung ins Theater
J. G. Parma 1. Dezember -1 zdroj Boskovické noviny
Das Stadttheater Brno kann sich damit prunken, dass es, als ein von wenigen, die Zustimmung der Agentur bekam, das Musical von John Dempsey und Dana P. Rowe Die Hexen von Eastwick aufzuführen, das dank der Filmversion berühmt wurde.
Es ist zu sagen, dass einen riesigen Widerhall bekam es auch mit seiner Brünner Ausführung, und es ist zu erwarten, dass das andere Musicalwerk, wieder in der Regie von Stanislav Moša, kein einziges freies Platz im Zuschauerraum der Musikszene lässt.
Wie es bei ähnlichen Vorstellungen zur Gewohnheit wurde, werden die Rollen wieder alterniert. Bei der Uraufführung, die ich sehen konnte, war die Besetzung wirklich brillant. Bei allen Gestalten, auch wenn ich nur die Hauptgestalten erwähnen werde. Alexandra wurde von Ivana Vaňková, Jane von Markéta Sedláčková und Sukie von Alena Antalová gespielt und gesungen. Den Vortritt habe ich den Frauen gegeben, so nenne ich erst jetzt Martin Havelka in der Gestalt von Darryl.
Die Inszenierung strotzt nicht nur von gelungener Handlung, sonder auch von bis magischen Bühnenfinten.
Auf der Schauspielerszene wurde die Adaptierung des Textes von J.A. ComeniusDas Labyrinth der Welt und das Paradies des Herzens in der Bearbeitung von Aleš Bergman (ebenso Regie) a Jana Šotkovský aufgeführt. Falls es hier die Zeugen der alten Aufführung dieses Themas in der Bearbeitung von Ludvík Kundera im Theater Husa na provázku sind, werden sie keine Ähnlichkeit finden.
In der gegenwärtigen Inszenierung gibt es zwei Begleiter (Jan Mazák und Radka Coufalová -Vidlák), aber in der Gestalt des All-Wissers wechseln für jedes Kapitel, mit einer einzigen Ausnahme, immer andere Schauspieler und Schauspielerinnen.
Man kann sagen, dass die Vorstellung eine insgesamt verständliche Präsentierung des Textes des Klassikers ist und dass sie sicher wie eine erwünschte Ergänzung des Schulunterrichts dienen könnte. Auch wenn auch die Erwachsenen in ihr ihre Spiegelung finden werden.
Eastwick war den Hexen nicht genug – mit Erfolg wurden sie in Brno heimisch
Vladimír Čech 1. Dezember -1 zdroj KAM – Anlage Nr. 4
Das Musical Die Hexen von Eastwick, dessen Welturaufführung im Londoner Theatre Royal Drury Lane am 18. Juli 2000 stattfand, ist die Bearbeitung von zwei gleichnamigen Vorlagen – des Romans von John Updike (1984, im tschechischen 1993) und des auch bei uns aufgeführten Films mit Cher, Susan Sarandon, Michelle Pfeiffer und Jack Nicholson (1987). Seine Autoren sind John Dempsey (Libretto und Liedertexte) und Dana P. Rowe (Musik).
Eastwick war den Hexen offensichtlich nicht genug und so breiteten sie ihr Fangnetz auch auf der Musikszene des Stadttheaters Brno aus, und sogar in der tschechischen Premiere (am 10.2. dieses Jahrs). Dortiges Einwohnen unter der Regieleitung von Stanislav Moša sagt ihnen evident zu, was auch das begeisterte Publikum mit Befriedigung quittiert.
Der charakteristische Zug dieser Musicalkomödie ist das, dass sich im Zentrum der Aufmerksamkeit nicht die Jugend befindet, sondern die Repräsentantinnen der mittleren Generation, die an der Schwelle ihres Verblühens stehen, was nicht einmal ihre magische Begabung verhindern kann. Aus der immer mehr anwesenden Lethargie hilft ihnen ein erträumter Kerl, Darryl van Horne, der ein vollblütiges Leben in ihnen aufwacht. Diese Idee klingt auch in Brno voll aus, obwohl es schwierig ist, in der jugendlichen Darstellerinnen der hiesigen Hexen die Damen im mittleren Alter zu sehen.
Die Inszenierung von Moša (für den „zweiten Regisseur“ kann der ausgezeichnete Choreograph Igor Barberić gehalten sein) ist ein gehörig farbiges und in Bewegung gesetztes Musiktheater, in dem die Ohren sowie Augen auf ihre Kosten kommen. An Ideen herrscht hier kein Mangel, wobei es wird hier auch gezaubert: die Hexen fliegen wirklich, der Bogen spielt von sich selbst das Violoncello, es schlagen höllische Flammen heraus, prüderische Felicia spuckt Kerne, silbernen Dollar, Kerzen, usw. Sie brauchen doch nicht zu fürchten, und sie werden auch keineswegs gestoßen sein – alles wird mit ironisierender Obersicht serviert.
Der Bühnenbildner Jaroslav Milfajt gönnte dem Teufel Darryl eine Luxusresidenz auch mit einem Schwimmbecken, in dem sich dieser Don Juan wie ein Fisch im Wasser tummelt. Andrea Kučerová schlug die Kostüme vor, die auf den Körpern der schlichtem Bewohner von Eastwick die Fassons a la „mäßiges Restro“ merken lassen.
Unter der Musikeinstudierung ist Jiří Petrdlík unterschrieben, der auch die Uraufführung leitete (Alternierung Dan Kalousek). In Brno spielen einige Dutzende von Instrumentalisten, während im Ausland diese Vorstellung mit Playback oder mit Hilfe von einigen „allmächtigen“ Synthetisatoren gespielt wird.
Die Hauptgestalten haben doppelte Besetzung, meistens doch dreifache Besetzung, für die Rolle von Felicia sind sogar vier Darstellerinnen avisiert. Bei der Uraufführung erlagen erfolgreich im Trio der Hexen dem Zauber von Darryl Ivana Vaňková als Bildhauerin Alexa, Markéta Sedláčková als Musiklehrerin Jane und Alena Antalová als Lokalredakteurin Sukie. Die Weise, auf die sie den Song Wie soll ich es sagen servierte, in dem die gewöhnlich stotternde Journalistin unter dem Einfluss von Darryl in eine Prestissimo-Kanonade zu sprechen beginnt, ist ein Kapitel von sich selbst.
Und dass die Hexen von Brno-Eastwick von Darryl wörtlich bezaubert sind, das spricht eindeutig für seinen Uraufführungsdarsteller Martin Havelka. Damit sein Sexappeal durch zahlreiche Wiederaufführung nicht kleiner wäre, gehen in Darryl auch Petr Gazdík und Petr Štěpán ganz auf.