Wenn Kinder sich selbst und die Eltern strafen
Luboš Mareček 28. Mai 2002 zdroj Divadelní noviny
…Das Ganze findet freilich in einem für die Zuschauer übersichtlichen, erfrischenden hundertachtzigminütigen Stück Platz. (Originalversion wurde sieben Stunden lang gespielt!). Ein Rauschen historischer Kostüme ist zu vernehmen, ohne dass dadurch der Tragödie ihr Stachel genommen worden wäre. Es erklingen sowohl ein in Vergessenheit geratener sentimentaler Schlager als auch nervöse Soli vieler Instrumente. Ähnlich der Musik von Daniel Fikejz betont die insgesamt einfach konzipierte Bühne von Miloň Kališ das Kolorit der Zeit. Einige Stiegen quer durch die Bühne werden vom System dreier seitlich verschiebbarer Tore und Türen getragen. Dahinter werden eine aufwendige Inneneinrichtung und noch am Horizont ein Ehebett sichtbar – Freudsches Symbol aller Ursachen von Gewalt, Inzest und fataler Fehler…
O´ Neills Elektra bot Helena Dvořáková dankbare Rolle
Kateřina Bartošová 10. Mai 2002 zdroj Lidové noviny
…Die Besetzung der weiblichen Hauptrolle „Lavinia“ mit Helena Dvořáková stellt eine gut überlegte Wahl dar. Die junge Schauspielerin, die gerade die Janacek-Akademie der Musischen Künste absolvierte, hat schon zumindest einmal eine nicht zu übersehende, vom Typ her entsprechende Gestalt einer starken tragischen Heldin (Yerma von Garcia Lorca) geschaffen, wobei sie sich auch diesmal bewährt hat...
Hinter verschlossenen Fensterläden und ohne Blumen
Jiří P. Kříž 16. April 2002 zdroj Právo
Im Brünner Stadttheater wurde eines der tragischsten Themen der Theaterweltliteratur aufgegriffen. Die Regisseurin Jana Kališová hat im Stadttheater Brno „Trauer muss Elektra tragen“ von Eugen O´ Neill einstudiert und ich füge hinzu, dass sie die reifste Inszenierung ihrer bisherigen künstlerischen Laufbahn geschaffen hat. Das „Musicaltheater“ Stadttheater Brno bewies somit endgültig die ernstgemeinte Rückkehr zur tschechischen schauspielerischen Größe.
…Im Zusammenhang mit dem Bühnenschaffen will „Trauer muss Elektra tragen“ im Stadttheater Brno nach den Premieren am 6. und 7. April hoch hinaus. Bescheiden gesagt: Weiterer repräsentativer Beitrag, der den Charakter des tschechischen Theaters der Gegenwart verdeutlicht.
Das Drama der Mannons zieht in den Bann
Libuše Zbořilová 10. April 2002 zdroj Rovnost
…Die bis ins kleinste Detail durchdachte Konzeption der Regie gibt den Schauspielern Gelegenheit zu außergewöhnlichen Leistungen. Nicht zufällig vertraute die Regisseurin die tragende Rolle der Lavinia (neuzeitliche Elektra) der Schauspielerin Helena Dvořáková an, für die es die erste große Aufgabe auf den Brettern des Stadttheaters Brno darstellt. Nach und nach erfüllt sie ihre Rolle mit Leben, nicht aus äußerer, sondern aus innerer Kraft der Überzeugung von ihrer eigenen Wahrheit heraus, mit einem nicht zur Schau getragenen Maß an Groll, Liebe und Anteilnahme...
Das Gegengewicht Lavinias wird von ihrem Gönner, dem männlichen Mädchen für alles Seth Beckwith (ursprünglich antiker Chor), gebildet. In der Darbietung von Jiří Tomek wirkt er ungemein echt als das Gewissen der Familie Mannon, als ihr guter Hausgeist. Das Publikum freut sich auf jeden seiner Auftritte, die durch einen Gesang im Portal angekündigt werden.